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Zirkuläres Bauen hat ein Zuhause bekommen

Datum
30. Januar 2025

Ende Januar 2025 lud ZirkuLIE im Rahmen eines Neujahrsapéros zu einem ersten Lokalaugenschein in ihr neugeschaffenes Zentrum für Zirkuläres Bauen nach Triesen. Auf den insgesamt 550 Quadratmetern befindet sich nicht nur die physische Anlaufstelle von ZirkuLIE, die Räumlichkeiten sind auch Lager der umfangreichen Bauteilbörse und bieten zudem genügend Platz für Veranstaltungen, die der Vermittlung, der Weiterbildung und dem Wissensaustausch dienen sollen.

Schon der Ort ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine sinnvolle Wiederverwendung aussieht: Hier im 2.Stock eines ehemaligen Swarovski-Gebäudes, wo früher die funkelnden Schmucksteine geklebt worden sind, findet man nun feinsäuberlich sortiert gebrauchte Holzelemente, Lampen oder Waschbecken. Diese stammen allesamt aus Rückbauten und sind heute Teil des ersten Bauteillagers für Liechtenstein und die Ostschweiz. Wiederverwertbare Schätze, zwischen denen sich heute Expert:innen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Baubranche tummeln: Architekt:innen, Vertreter:innen von Baubehörden und Umweltfachmänner und -frauen genauso wie Stiftungsräte oder Geschäftsführer:innen von Baufirmen oder Handwerksbetrieben.

Unter den zahlreichen Anwesenden ist auch Simon Egger, der als ZirkuLIE-Projektkoordinator massgeblich am Aufbau des Zentrums beteiligt war. „Der heutige Tag lässt einen zwar stolz durchatmen, aber gleichzeitig schon an die weiteren Ausbaustufen denken: etwa an die geplante digitale Plattform samt Webshop, in dem in Zukunft nicht nur die Bauteile hier vor Ort aufgelistet und bestellbar sein werden, sondern auch jene, die sich in den Lagern von Betrieben oder sogar noch auf Baustellen in der Region befinden“, schildert er die nächsten geplanten Schritte.

Die Räumlichkeiten haben sich bereits mit Gästen gefüllt und die meisten von ihnen sitzen bereits auf den Stühlen, die vor einer kleinen Bühne im Foyer aufgestellt sind. Fabian Frick, co-CEO der Hoval Gruppe, begrüsst als Stiftungsrat im Namen der Stiftung Lebenswertes Liechtenstein als Erster die Anwesenden. Er skizziert kurz den Werdegang und die bisherigen erfolgreichen Projekte von ZirkuLIE, die von der Lieferung von bis dato mehr als 500 gebrauchten Fenstern für den Wiederaufbau in der Ukraine über den stetigen Ausbau des Netzwerks bis zur Mitarbeit bei der Neugestaltung des Schaaner Dorfmuseums domus reichen. Neben seinem Dank an alle Beteiligten für das bisher Geleistete ist Fabian Frick davon überzeugt, dass das neue Zentrum erst der Anfang für noch weitere wichtige Schritte und Projekte ist.

Er übergibt danach ZirkuLIE-Projektleiterin Clarissa Rhomberg das Wort, die in dem neuen Zentrum vor allem einen Ort sieht, an dem durch den Zusammenschluss und Austausch von unterschiedlichen Kompetenzen ganz wesentliche Impulse in Richtung zirkuläres Bauen gesetzt werden können. Ein grosser Dank gilt dabei der ZirkuLIE-Kerngruppe für ihr besonderes Engagement entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau in Liechtenstein. Beispielhaft bittet sie danach noch einige Personen auf die Bühne, die mit ihrer Expertise bereits massgeblich dazu beigetragen haben. Neben Projektkoordinator Simon Egger, der die Örtlichkeiten und die damit noch verbundenen Zukunftspläne näher vorstellt, ist dies auch Architekt Lukas Pankraz Mähr von Studio SAAL. Dieser zeichnete in Kooperation mit ZirkuLIE und vielen liechtensteinischen Betrieben für den Umbau der Ausstellungsräume des Schaaner domus im Jahr 2024 verantwortlich. Ein echtes Vorzeigeprojekt, das eindrücklich bewiesen hat, was in Sachen Wiederverwendung gebrauchter Bauteile alles möglich ist. Auch bezüglich reibungsloser Zusammenarbeit auf allen Ebenen. „Eine lineare Planung und Umsetzung ist in einem solchen Projekt praktisch unmöglich. Man muss zwar wissen, wohin man will, muss aber auch flexibel reagieren können und seine Vorstellungen immer wieder anpassen – immer abhängig davon, welche Bauteile überhaupt verfügbar sind. Und das Beeindruckende war, dass diesen Prozess wirklich alle, von der Auftraggeberin bis zum Handwerker vor Ort, engagiert und motiviert mitgetragen haben“, betont Lukas Pankraz Mähr.

Wer den Blick weg von der Bühne schweifen lässt, bemerkt verteilt im grossen Raum mehrere Steher, auf denen unter anderem fünf knappe Schlagworte zu lesen sind: Refuse, Reduce, Re-use, Recycle und Rot. Sie sind Titel einer noch hier vor Ort bis Ende Juni 2025 dauernden Ausstellung, die in kurzer griffiger Form Ansätze zum klimafreundlichen Bauen beleuchtet und vom vai, dem Vorarlberger Architektur Institut, realisiert worden ist. Der verantwortliche Kurator Clemens Quirin umreisst auf der Bühne kurz die Beweggründe dahinter und die zukunftsweisenden Inhalte.

Als letzten offiziellen Programmpunkt bittet Clarissa Rhomberg noch Architekt Luis Hilti vom atelier gapont auf die Bühne, um die Preisträger:innen der „Zero Waste Competition“ zu prämieren. Dabei ging es um die Aufgabe, aus Holzplattenresten neue Möbel zu planen und bauen. Als Inspiration und Motivation für junge Designer und Architekten, kreative Lösungen im Bereich Abfallvermeidung und Wiederverwendung zu finden. Neben dem Sieger Ondrej Koleno für seinen höhenverstellbaren Stuhl waren auch die erfrischenden Schöpfungen der weiteren Teilnehmer:innen absolut sehenswert: etwa ein innovativer Beistelltisch für Kaffeemaschinen oder ein ausgesprochen formschönes Regal.

Mit angenehmer musikalischer Begleitung von DJ Mangold, auch als Edgar Bargetze von der Triesener Schreinerei Gebrüder Bargetze AG bekannt, geht der Neujahrsapéro schliesslich in den informellen Teil über. Die Gäste verteilen sich zwanglos in den Räumlichkeiten, um sich entweder die Ausstellung oder das Bauteillager näher anzusehen oder sich am reichhaltigen Buffet zu stärken. Vor einem Regal mit gebrauchten, nach Grösse und Form geordneten Türgriffen steht Matthias von Rotz und betrachtet interessiert die Einzelteile. Als Experte für Spezialtiefbau und Rückbau der Wilhelm Büchel AG ist er auch Mitglied der Kerngruppe von ZirkuLIE. „Bei meinen Leuten und auch bei mir selbst hat mittlerweile ein Umdenken gegenüber früheren Zeiten eingesetzt: Wir haben jetzt bei Rückbauten schon ein echtes Auge und Gespür dafür entwickelt, welche Teile noch gut verwendbar sind“, erzählt der erfahrene Bauexperte.

Auch Marion Spirig, Leiterin des Amtes für Hochbau und Raumplanung, sticht in den Räumlichkeiten das Bauteillager ins Auge. „Alles feinsäuberlich sortiert sowie übersichtlich und schön präsentiert. Das kommt nicht daher wie eine x-beliebige Brockenstube, sondern ist in dieser Form eine wirkliche Inspiration in Sachen Wiederverwendung und Nachhaltigkeit“, zeigt sich die Amtsleiterin begeistert.

Inspirierend ist an diesem Neujahrsapéro aber auch zu beobachten, wie die Gäste aus den unterschiedlichsten Berufssparten miteinander angeregt diskutieren und sich intensiv austauschen. Ein nicht nur gefühltes Miteinander, dass Stiftungsrat Fabian Frick treffend zusammenfasst: „Die Vernetzung in diesem Thema ist extrem wichtig, um wirklich nachhaltige Veränderungen zu schaffen. Das Zentrum für Zirkuläres Bauen ist für ZirkuLIE und unsere Stiftung ein echter Meilenstein und gleichzeitig auch ein starkes Beispiel dafür, dass wir nicht nur reden, sondern auch etwas konkret umsetzen.“

ZirkuLIE – Zentrum für zirkuläres Bauen

Dröschistrasse 15 (Swarovski Areal)

FL-9495 Triesen

Öffnungszeiten (inkl. Ausstellung noch bis 30.6.2025):

Mi. 13 bis 17:30 Uhr

Sa. 9 bis 13 Uhr

Ansprechpartner: Simon Egger

+423 780 2414

simon.egger@zirkulie.net

www.zirkulie.net