Wie in Balzers Bauabfälle wiederbelebt werden
Beat Foser
- Firma
- Foser AG
- Funktion
- Inhaber und Geschäftsführer
- Ort
- Balzers, Liechtenstein
- Motivation
- „Wir sind auf das Upcycling spezialisiert und verarbeiten dafür drei Arten von Bauabfällen: Betonabbruch, Mischabbruch, der etwa beim Rückbau von Gebäuden anfällt, sowie Aushubmaterial Typ A, das normalerweise hochprozentig auf der Deponie landet.“
Beat Foser ist mit seinem Unternehmen ein Vorreiter in Liechtenstein, wenn es um zirkuläres Bauen geht. Als Teil der Kerngruppe für das von der Stiftung Lebenswertes Liechtenstein initiierte Projekt ZirkuLIE bringt er seine langjährige Expertise ein. – Wir haben ihn auf dem Firmengelände in Balzers besucht.
„Da vorne ist der Eingang.“ – Trotz kühlem Dauerregen ist der LKW-Fahrer ausgestiegen und weist freundlich den Weg ins Büro, das etwas versteckt in einem langgestreckten Gebäude liegt. Beat Foser steht bereits beim Empfang und führt in ein Besprechungszimmer in den ersten Stock. „Langsam geht uns hier schon etwas der Platz aus“, gesteht der 53-jährige Firmenchef, der gemeinsam mit seinem Cousin Hanno Foser das Familienunternehmen mit rund 130 Mitarbeiter:innen in dritter Generation leitet. Mit den Themen „Nachhaltigkeit“ und „Zirkuläres Bauen“ beschäftigt er sich seit den Anfängen seiner Berufskarriere. „Das steckt ganz einfach in meiner DNA. Recycelte Produkte gibt es bei uns schon seit gut 20 Jahren. Das Upcycling – also Abfall wieder in hoch- und neuwertige Produkte zu verwandeln – seit etwa fünf Jahren.“ Neben den dafür notwendigen Umbauten und Maschinen investierte das Bauunternehmen sogar in ein eigenes Labor, um vorab Verfahren und Materialien testen zu können.
Beat Foser ist damit ein echter Pionier in der heimischen Bauwirtschaft. Jenem so wichtigen Wirtschaftszweig, der mengenmässig für rund 90 Prozent aller Abfälle – wie etwa unverschmutztes Aushubmaterial Typ A – verantwortlich zeichnet, die jährlich in Liechtenstein auf Deponien landen. Dies ist auch ein wesentlicher Grund, warum sich die Stiftung Lebenswertes Liechtenstein aktuell im Projekt ZirkuLIE gerade auf diesen Bereich als bedeutenden Hebel fokussiert, der zudem viel Wertschöpfungspotential im eigenen Land bietet. Im Mai 2023 wurden daher von der Stiftung Förderungen für drei Jahre gesprochen, um nicht nur für das Thema zu sensibilisieren, sondern auch übergreifend möglichst alle Akteur:innen – von der Baubranche und Planungsbüros über die Politik und Forschung bis zu Auftraggeber:innen und Umweltschutz – an einen Tisch zu bekommen und zu vernetzen. Ziel ist es letztlich, ein diesbezügliches, eigenständiges Kompetenzzentrum als Anlauf-, Informations- und Koordinationsstelle ins Leben zu rufen. In einem ersten Schritt wurde dafür eine Kerngruppe aus Expert:innen gebildet, der auch Beat Foser von Beginn an angehört.
„Ich bin ein Gegner des technisch wesentlich einfacheren und auch günstigeren Downcyclings. Dabei entsteht letztlich nur Material von minderer Qualität und Funktionalität, das häufig noch mit problematischen Verschmutzungen angereichert ist und so auch eine Altlast bleibt. Eine hochwertige Wiederverwendung ist damit ausgeschlossen.“
Zurück nach Balzers. Der Begrüssungskaffee ist ausgetrunken, es geht hinaus auf das Werksgelände direkt neben dem Rheindamm. Vorbei an bereits feinsäuberlich nach Grösse und Form getrennten Baumaterialien – von feinem Sand bis grobkörnigem Kies – erklärt Beat Foser, wie diese wiedergewonnen werden: „Wir sind auf das Upcycling spezialisiert und verarbeiten dafür drei Arten von Bauabfällen: Betonabbruch, Mischabbruch, der etwa beim Rückbau von Gebäuden anfällt, sowie Aushubmaterial Typ A, das normalerweise hochprozentig auf der Deponie landet.“ An einer Stelle nahe der Betriebseinfahrt, von wo lange Förderbänder in ein hohes, holzverschaltes Werkgebäude führen, bleibt der Firmenchef stehen. „Hierher wird der Betonabbruch – meist von Baufirmen aus der unmittelbaren Region – mit LKWs angeliefert und abgeladen. Da sind auch richtige Brocken mit rund 70 cm Länge dabei. Die werden dann in unseren Maschinen in einzelnen Arbeitsschritten gebrochen, gewaschen und in ihre Bestandteile auffrakturiert. In der sogenannten Setzmaschine werden danach noch Leichtstoffanteile wie Holz- oder Plastikteile entfernt und das restliche Material schliesslich durch mehrere Siebe in verschiedene Grössen und Konsistenzen getrennt.“ Was so einfach klingt, ist allerdings das Ergebnis von ausgeklügelter Technik gepaart mit langjähriger Expertise. „Schwierig ist mitunter, die einzelnen Fraktionen auch wieder in den Umlauf zu bringen, weil diese doch sehr unterschiedlich verwendet werden“, erläutert der Firmenchef. „Aber wir bringen alles weg: Rund die Hälfte unserer upgecycelten Materialien benötigen wir für den Eigenbedarf und die andere Hälfte geht an externe Abnehmer:innen aus der Umgebung.“
Regionale Lieferant:innen und Abnehmer:innen sowie kurze Transportwege gehören für Beat Foser ohnehin zwingend zu wirklich nachhaltigen Kreislaufströmen. Selbst wenn es sich gegen das eigene Geschäft richtet. „Bevor recyceltes oder recycelfähiges Material über hunderte Kilometer transportiert werden muss, ist es definitiv ressourcenschonender und energietechnisch sinnvoller, auf lokal abgebautes Primärmaterial zurückzugreifen.“
Der stärker werdende Regen zwingt zu einer Pause zwischen einem schützenden Vordach und einem abgestellten Betonmischer-LKW. Ein kurzer Unterbruch, den Beat Foser für grundsätzliche Betrachtungen nutzt: „Ich bin ein Gegner des technisch wesentlich einfacheren und auch günstigeren Downcyclings. Dabei entsteht letztlich nur Material von minderer Qualität und Funktionalität, das häufig noch mit problematischen Verschmutzungen angereichert ist und so auch eine Altlast bleibt. Eine hochwertige Wiederverwendung ist damit ausgeschlossen.“ Zudem geht laut Beat Foser beim Downcycling wertvolles Material verloren, das durch ein professionelles, normgerechtes Upcycling wieder in hochwertiges Primärmaterial verwandelt werden kann. Und das ressourcenschonend sowie unendlich oft und ohne Qualitätsverlust wiederholbar.
Der dunkle Himmel über Balzers lichtet sich ein wenig. Die Betriebsbesichtigung kann weitergehen und der Bauunternehmer führt zu einem Hügel aus Aushubmaterial Typ A, wie er bei Bauarbeiten häufig und in grossen Mengen anfällt. „Das alles landet wie gesagt normalerweise hochprozentig auf Deponien, von denen es bekanntlich in unserem Land – ganz abgesehen von Ressourcenschonung und Umweltschutzgedanken – nur wenige mit hohen Auflagen und Einschränkungen gibt. Wir stellen aus diesem Aushubmaterial sogenannten RSS Flüssigboden her, der vor allem im Tiefbau benötigt wird. Der Umgang mit diesem RSS Flüssigboden und seine Verwendung ist allerdings einigen Bauunternehmen noch recht unbekannt oder sie tun sich damit schwer. Dabei steckt in meinen Augen gerade darin enorm viel Potential“, ist sich Beat Foser sicher. „Dieses Aushubmaterial durchläuft bei uns eine ähnliche Prozedur wie der Betonabbruch. Und aus den anfallenden Waschplatzresten gewinnen wir noch Schlämme, die wir ebenfalls als wertvolle Komponente für die Betonerzeugung verwenden.“
Als sich die Wolkendecke erneut bedrohlich zusammenzuschieben beginnt, wird kurzerhand beschlossen, das weitere Gespräch im Besprechungszimmer fortzusetzen. Der Rundgang wirkt nach: Zirkuläres Bauen wird hier im Balzner Familienunternehmen also bereits konkret gelebt. Aber wie sieht der Experte eigentlich die Chancen und Entwicklungen dafür generell? Beat Foser blickt zunächst über die Landesgrenzen: „In Deutschland gibt es bereits seit 2012 ein eigenes Kreislaufwirtschaftsgesetz und dort geht viel in die richtige Richtung. In der Schweiz arbeitet man noch daran, aber zumindest einzelne, grosse Bauunternehmen sind längst auf den Zug aufgesprungen.“ Die Situation in Liechtenstein sieht der Bauexperte naturgemäss eng mit der Schweiz verknüpft und mit einigen hoffnungsvollen Ansätzen: „Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist längst in den Köpfen der vor allem jüngeren Generation verankert. Dazu kommt, dass bei uns die Deponieknappheit sowie das